Worte im Fluss



 

Du bist der Himmel,

alles andere ist nur Wetter.

 

(Pema Chödrön)

 



„Geh deinen Weg und lass die Leute reden.“

(Dante Alighieri)

 



Halte dir jeden Tag dreißig Minuten für deine Sorgen frei,
und in dieser Zeit mach ein Nickerchen.

(Abraham Lincoln)

 



Was ich vom Leben gelernt habe, kann ich in drei Worte fassen:
ES GEHT WEITER.

(Robert Lee Frost)

 



Einer, der weiß,
was alles
mit dem Leben
geschehen kann;
geht auch
den verschwundenen
Flüssen nach
unterm Karst.

(Christine Busta)

 



Es kämpfen die Parteien,
und im Wald entrollt sich der Farn.

(altchinesisch)

 



Ich bin weit entfernt
von mir
komme mir
selber entgegen
und erwarte mich
Die Erwartung bleibt
hinter mir zurück

(Rose Ausländer)

 



In der Schule des Lebens
sind wir meistens nur Repetenten.
Aber die Sitzenbleiber
lernen allmählich
mehr verstehn
als die Aufsteiger, die nichts als wissen.

(Christine Busta)

 



Die reinste Form
menschlicher Intelligenz
ist Güte.
Sie braucht zu ihrer Vollendung
sehr viel Torheit und Widerstand
gegen die sogenannte Vernunft.

(Christine Busta)

 



Das Holzpferd lebte längere Zeit im Kinderzimmer als irgendjemand sonst. Es war so alt, dass sein brauner Stoffüberzug schon ganz abgeschabt war und eine Reihe Löcher zeigte. Die meisten seiner Schwanzhaare hatte man herausgezogen, um Perlen auf sie aufzuziehen. Es war in Ehren alt geworden.
„Was ist wirklich?“ fragte eines Tages der Stoffhase, als beide Seite an Seite in der des Laufställchens lagen, noch ehe das Mädchen hineingekommen war um aufzuräumen.
„Was ist wirklich?“
„Wirklichkeit“, antwortete das Holzpferd, „Wirklichkeit ist nicht w i e man gemacht ist. Es ist etwas, was an einem geschieht. Wenn ein Kind dich liebt, für eine lange, lange Zeit – nicht nur einfach, um mit dir zu spielen, sondern dich wirklich liebt – dann bist du wirklich“.
„Tut das weh?“ fragte der Hase.
„Manchmal“, antwortete da das Holzpferd, denn es sagte immer die Wahrheit. „Aber wenn du wirklich bist, dann hast du nichts dagegen, dass es weh tut.“
„Geschieht es auf einmal, so wie wenn man aufgezogen wird?“ fragte der Stoffhase weiter. „Oder nach und nach?“
„Es geschieht nicht auf einmal“, sagte das Holzpferd.
„Du w i r s t. Das dauert lange. Das ist auch der Grund, warum es nicht so oft an denen geschieht, die leicht brechen, oder die scharfe Kanten haben, oder die schön gehalten werden müssen. Im Allgemeinen sind zu der Zeit, da du wirklich sein wirst, die meisten deiner Haare verschwunden, deine Augen müde; du bist oft schon wackelig in den Gelenken und vielleicht sogar hässlich. Aber diese Dinge sind dann überhaupt nicht mehr wichtig – ausgenommen in den Augen der Menschen, die überhaupt keine Ahnung haben.“
„Ich glaube, du bist wirklich“, meinte da der Stoffhase. Und dann wünschte er, er hätte es nicht gesagt – das Holzpferd könnte empfindlich sein.
Aber das Holzpferd lächelte nur.

(M. Williams)

 



Aus dem Licht der Seele steigt oft
ein voller heller Schein und Klang,
das heißt eine Erkenntnis,
in der der Mensch oft mehr weiß und erkennt,
als irgend jemand lehren kann.

(Johann Arndt)

 


 

Vom Wert der Dinge und der Menschen


Im Rahmen eines Seminars mit sehr vielen Teilnehmern hielt der Trainer einen 50-EUR-Schein in die Luft.
Er fragte: "Wer von Ihnen möchte diesen 50-EUR-Schein haben?"
Überall gingen Hände hoch.
"Ok, einen kleinen Moment" sagte er und zerknüllte den 50-EUR-Schein. "Wer möchte diesen nun zerknüllten 50-EUR-Schein haben?"
Wieder gingen die Hände in die Luft.
"Ok, warten Sie", sagte er und warf den zerknüllten 50-EUR-Schein auf den Boden und trat mit seinen Schuhen darauf herum, bis der Schein zerknittert und voller Schmutz war. Er hob ihn an einer Ecke auf und hielt ihn wieder in die Luft. "Und wer von Ihnen möchte diesen dreckigen, zerknitterten 50-EUR-Schein immer noch haben?"
Und erneut waren die Hände in der Luft.
"Sehen Sie, Sie haben gerade eine sehr wertvolle Lektion erfahren. Was immer ich auch mit dem Geldschein machte, wie schmutzig und zerknittert er auch ist, es hat nichts an seinem Wert geändert. Es sind immer noch 50,- EUR. So oft in unserem Leben werden wir selbst fallen gelassen, sind am Boden zerstört und kriechen vielleicht im Schmutz - und fühlen uns wertlos. Aber all das ändert ebenso wenig etwas an unserem Wert, wie das was ich mit diesem Schein tat, seinen Wert änderte. Der Wert von jedem einzelnen von uns bleibt immer erhalten, wie schmutzig, arm oder verloren wir auch immer sein werden."

(Autor unbekannt)

 



Wenn du deinen persönlichen Teufel
nicht kennst, zeigt er sich
gewöhnlich in deinem Nächsten.

(Paulo Coelho)

 



Ein junger Mann kommt zu einem Rabbi
mit der Frage: „Was kann ich tun, um die Welt zu retten?“
Der Weise antwortet: „So viel, wie du dazu beitragen kannst, dass morgens die Sonne aufgeht.“
„Aber was nützen dann all meine Gebete und meine guten Taten, mein ganzes Engagement?“ fragte der junge Mann.
Darauf der Weise: „Sie helfen dir, wach zu sein, wenn die Sonne aufgeht.“

(Autor unbekannt)

 



Wenn Sie durch die Hölle gehen,
gehen Sie weiter!

(Winston Churchill)

 



Ein Ungläubiger fiel von einer Klippe.
Beim Herunterstürzen konnte er gerade noch den Zweig eines kleinen Baumes ergreifen.
Dort hing er nun zwischen Himmel und Tiefe, wissend, dass er sich nicht lange würde halten können.
Plötzlich kam er auf eine Idee. Kleinlaut rief er: „Gott, lieber Gott!“
Doch über dem Abgrund war nur Schweigen. – Keine Antwort.
Wieder erhob er seine Stimme, diesmal lauter: „Gott, lieber Gott! Hilf mir, ich verspreche dir…“
Aber wieder war die Antwort nur das Schweigen über dem Abgrund.
Nochmals rief er, diesmal aus Leibeskräften: „Gott, lieber Gott. Bitte hilf mir, rette mich! Ich verspreche dir – ja, ich verspreche Dir, dass ich deine Botschaft bis ans Ende der Welt tragen werde, wenn du mir hilfst.“
Wieder währte das Schweigen lange, sehr lange. – Dann ertönte eine kraftvolle Stimme über dem Abgrund: „Das sagen sie alle, wenn sie in Not sind.“
Der Mann rief laut: „Nein, nein, verlasse mich nicht, bitte rette mich, ich werde deinen Namen bis ans Ende der Welt tragen.“
Wieder breitete sich das Schweigen aus. – Nach langem ertönte wieder die dröhnende Stimme über dem Abgrund: „Gut, ich werde dich retten.“
Nach einer Weile, die wie Ewigkeiten war, sagte die große Stimme:
„Lass den Zweig los.“

(Autor unbekannt)

 



Lange haben wir das Lauschen verlernt!
Hatte Er uns gepflanzt, am ewigen Meer,
wollten wir wachsen auf feisten Triften,
wie Salat im Hausgarten stehn.
Wenn wir auch Geschäfte haben,
die weit fort führen
von Seinem Licht,
wenn wir auch das Wasser aus Röhren trinken,
und es erst sterbend naht
unserem ewig dürstenden Mund –
wenn wir auch auf einer Straße schreiten,
darunter die Erde zum Schweigen gebracht wurde
von einem Pflaster,
verkaufen dürfen wir nicht unser Ohr,
O, nicht unser Ohr dürfen wir verkaufen.
Auch auf dem Markte,
im Errechnen des Staubes,
tat manch einer schnell einen Sprung
auf der Sehnsucht Seil,
weil er etwas hörte,
aus dem Staube heraus tat er den Sprung
und sättigte sein Ohr.
Presst, o presst an der Zerstörung Tag
an die Erde das lauschende Ohr,
und ihr werdet hören, durch den Schlaf hindurch
werdet ihr hören
wie im Tode das Leben beginnt.

(Nelly Sachs)

 



Ist die Nahrung, die sie zu sich nehmen, nahrhaft?
Sind die Lebensmittel, die Sie verwenden, Mittel zum Leben?
Nehmen Sie Rücksicht auf sich, Ihre Gefühle und Ihre Bedürfnisse?
Haben Sie nährende Beziehungen?
Entwickeln Sie Ihre Fähigkeit zuzuhören, ehrlich sich selbst gegenüber zu sein und um das zu bitten, was Sie möchten?
Mögen Sie sich?
Sind Sie in ihrem Körper zu Hause?
Trauen Sie sich, Ihr Herz zu öffnen und sich von einem anderen Menschen in Ihren Grundfesten erschüttern zu lassen?
Gehen Sie mit Ihren Schwächen nachsichtig und lernend um?
Können Sie aus vollem Herzen lachen?
Zeigen Sie sich selber gegenüber Wertschätzung?
Verfügen Sie über die Möglichkeit zu entspannen?
Gestehen Sie sich ohne Einschränkungen zu, offene und tiefe Liebe zu empfinden und zu leben?
Können Sie sich verzeihen?

Das ist kein Fragebogen, der wie ein Psychotest in Zeitschriften, mit ja oder nein angekreuzt werden will. Aber sich diese Fragen gelegentlich zu stellen, kann dazu führen, die Möglichkeiten von Reifen und Wachstum zu begreifen, die in der Auseinandersetzung und im lernenden Umgang mit Leiden, Schmerzen und Krisensituationen liegen können.


Quelle: Müller,M.; Schnegg,M. (1997) Unwiederbringlich - vom Sinn der Trauer. Freiburg,Basel,Wien: Herder.

 



Es gibt eine Kraft in uns,
die die Dinge einfach geschehen lässt,
wenn die Wege anderer Menschen
die unsrigen berühren.
Und wir brauchen dann nichts anderes zu tun,
als einfach dort zu sein
und es geschehen zu lassen.
Wenn einmal der Zeitpunkt
unseres eigenen Sonnenunterganges kommt,
werden all unserer Bemühungen,
Anstrengungen und Erfolge
nur wenig zählen.
Aber die Klarheit und Fürsorglichkeit,
mit der wir andere geliebt haben,
wird mit Kraft
von der großen Gabe des Lebens sprechen,
die wir füreinander waren.

Quelle: Shanti Nilaya-Liederbuch o.J

 



Ein kluger Mensch macht nicht alle seine Fehler alleine,
sondern er gibt auch anderen eine Chance.

(Winston Churchill)

 



Es hilft nichts, gegen das schreckliche, schöne
Leben die Stimme zu erheben.
Der Aufschrei bezeugt das Leiden,
aber beglaubigt hat es die Stille,
das Schweigen, das Lächeln - vorher und nachher.

Ausweg ist nur im Ausbruch nach innen.
So bricht der Kern aus der Frucht in den Boden,
birgt im Dunkel seine Zerstörung
und übersteht sie, hebt sich ins Licht
als winziger Flügel bitteres Grün.

(Christine Busta)

 



Wer seinen Nächsten verurteilt, kann irren, wer ihm verzeiht, irrt nie.

(Karl Heinrich Waggerl)

 



Jeder der geht
belehrt uns ein wenig
über uns selber.
Kostbarer Unterricht
an den Sterbebetten.
alle Spiegel so klar
wie ein See nach großem Regen,
ehe der dunstige Tag
die Bilder wieder verwischt.

Nur einmal sterben sie für uns,
nie wieder.
Was wüßten wir je
ohne sie?
Ohne die sicheren Waagen
auf die wir gelegt sind
wenn wir verlassen werden.
Diese Waagen ohne die nichts
sein Gewicht hat.

Wir, deren Worte sich verfehlen,
wir vergessen es.
Und sie?
Sie können die Lehre
nicht wiederholen.

Dein Tod oder meiner
der nächste Unterricht:
so hell, so deutlich,
dass es gleich dunkel wird.

Domin, Hilde (1999): Gesammelte Gedichte, 7.Aufl., S.147, Frankfurt/Main: Fischer.

 



In 20 Jahren werden Sie eher von den Dingen enttäuscht sein,
die Sie nicht getan haben, als von denen, die Sie getan haben.
Lichten Sie also die Anker und verlassen Sie den sicheren Hafen.
Lassen Sie den Passatwind in die Segel schießen.
Erkunden Sie.
Träumen Sie.
Entdecken Sie.

(Mark Twain)